Prana – Der Atem des Lebens

Yoga und die Liebscher-Bracht Methode

„Die wahre Lebenskraft kommt von innen. Die Seele, die den Körper bewohnt, ist stark genug, um alle auftretenden Schwierigkeiten zu überwinden.“ – Paramahansa Yogananda

Es ist die kosmische Energie, die das Universum durchdringt und alles Lebendige belebt. In der hinduistischen Mythologie gibt es eine Geschichte über den Schöpfungsmythos, der beschreibt, wie der Schöpfergott Brahma das Universum erschuf. Es wird gesagt, dass Brahma die Welt erschuf, indem er aus seinem eigenen Atem Prana schuf, die Lebensenergie, die alle Lebewesen belebt.

Als Brahma begann, das Universum zu erschaffen, spürte er, dass es nicht nur aus materiellen Elementen bestehen sollte, sondern auch aus einer vitalen Kraft, die alles zusammenhält. Deshalb atmete er tief ein und konzentrierte sich auf seine innerste Essenz. Aus diesem Atem entstand Prana, die alles durchdringende Lebenskraft.

Mit Prana schuf Brahma die Sterne, die Planeten, die Ozeane und die Berge. Er schuf die Pflanzen, die Tiere und schließlich auch die Menschen. Jedes Lebewesen erhielt einen Teil von Brahma’s Prana, um zu atmen, zu leben und zu wachsen.

Diese Geschichte betont die Bedeutung von Prana als die grundlegende Lebenskraft, die das gesamte Universum durchdringt und jeden Aspekt des Lebens beeinflusst. Es erinnert daran, dass alles miteinander verbunden ist und dass wir alle Teil dieses kosmischen Energiefeldes sind.

Das Wort Prana stammt aus dem Sanskrit, der oft als „Lebensenergie“ ,“Vitalität“, „Atem“oder „Lebensatem“ übersetzt wird. Im Sanskrit haben die Wörter „pra“ und „na“ jeweils ihre eigenen Bedeutungen:

„Pra“: Dieses Präfix hat mehrere Bedeutungen, darunter „vor“, „hervor“, „vorwärts“ oder „hin zu“. Es wird oft verwendet, um eine Richtung oder Bewegung anzuzeigen, sei es physisch oder metaphorisch.

„Na“: Dieses Wort kann verschiedene Bedeutungen haben, einschließlich „gehen“, „führen“, „erreichen“ oder „bringen“. Es wird häufig verwendet, um Handlungen oder Zustände des Bewegens, des Führens oder des Erreichens auszudrücken.

Zusammen ergibt sich aus „pra“ und „na“ die Bedeutung von „Prana“ als eine Kraft, die vorwärts fließt oder führt, oft im Kontext der vitalen Lebensenergie oder des Atems, der den Körper belebt und unterstützt, auch Seele genannt.

Prana als Atemübung in der Liebscher-Bracht Methode

Der Begriff „Pranayama“ bezieht sich im Yoga auf Atemübungen, die dazu dienen, Prana, die vitale Lebensenergie, zu kontrollieren, zu lenken und zu erhöhen. „Prana“ bedeutet im Sanskrit Lebensenergie oder Lebenskraft, während „Ayama“ die Kontrolle oder Ausdehnung bedeutet. Pranayama-Übungen umfassen verschiedene Atemtechniken wie bewusstes Atmen, Atemretention (das Halten des Atems nach der Aus- oder Einatmung) und spezifische Atemmuster, die dazu dienen, den Energiefluss im Körper zu regulieren und zu harmonisieren. Diese Praktiken können dazu beitragen, den Geist zu beruhigen, Stress abzubauen, die Konzentration zu verbessern, das Atemvolumen zu vergrößern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.

Liebscher-Bracht betrachtet die Atmung als einen wichtigen Bestandteil der körperlichen Gesundheit und des Wohlbefindens. Sie betonen, dass eine tiefe und korrekte Atmung dazu beiträgt, Spannungen im Körper zu lösen und die Durchblutung zu verbessern. Denn ineffiziente flache Atmung kann zu Verspannungen führen, insbesondere im Bereich des Zwerchfells und der Atemmuskulatur.

Die Liebscher-Bracht Methode fördert Übungen zur bewussten Atmung, die dazu beitragen sollen, den Körper zu entspannen und die Spannungsmuster zu lösen, die zu Schmerzen und Beschwerden führen können. Sie betonen die Bedeutung einer tiefen Bauchatmung, um den Körper mit Sauerstoff und mit Energie zu versorgen.

Darüber hinaus können spezifische Atemübungen in Verbindung mit anderen Therapien der Liebscher-Bracht Methode eingesetzt werden, um Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern.

Ursachen: Wie kommt es eigentlich zu Schmerzen beim Atmen oder dazu, dass viele Menschen zu flach atmen?

Wenn alle medizinischen Gründe wie Herz- oder Lungenerkrankungen ausgeschlossen sind, lautet auch hier die Antwort in den häufigsten Fällen wieder: zu wenig Bewegung, zu viel Sitzen und zu wenig Dehnung im Brustbereich.

Im Durchschnitt verbringen viele Menschen die tägliche Arbeitszeit im Sitzen. Das ist eine beachtlich lange Zeit, da Muskeln und Faszien sich auf vielfältige Bewegungen verlassen, um flexibel und stark zu bleiben. Langes Sitzen führt oft zu flacher Atmung und wenig Bewegung im Rumpf, was wiederum zu einem Rundrücken führen kann. Dies beeinträchtigt nicht nur das Zwerchfell, sondern auch die Brustmuskulatur, die Sägemuskeln und die Zwischenrippenmuskulatur, also alle an der Atembewegung beteiligten Muskelgruppen.

Das gesamte muskulär-fasziale Netzwerk, das von der Schulter bis zum Zwerchfell reicht, wird dabei steifer und schwächer. Sobald die sanften Auf- und Ab-Bewegungen des Brustkorbs bei der Atmung beeinträchtigt sind, können Überreizungen, Entzündungen oder Nervenreizungen auftreten. Diese Probleme müssen nicht unbedingt durch Gelenk- oder Wirbelsäulenschäden entstehen; ganz häufig sind sie auf übermäßige Spannung im Gewebe zurückzuführen.

Aber dennoch können Ursachen für Atembeschwerden im Bewegungsapparat selbst liegen durch Prellungen der Rippen oder der Brustwirbelsäule sowie Rippenbrüche. Sogar Muskelkater kann beim tiefen Einatmen schmerzhaft sein.

Das Zwerchfell ist eine etwa 3 bis 5 mm dicke Sehnenplatte, die den Brustraum vom Bauchraum trennt. Eine muskuläre Kuppel, deren Ansätze im Bereich der Lendenwirbelsäule, des Brustbeins und der Rippen liegen.

Beim Einatmen zieht sich das Zwerchfell zusammen und sinkt ab, was das Brustraumvolumen vergrößert und die Luft in die Lungen strömen lässt. Beim Ausatmen erschlafft das Zwerchfell, wird in den Brustraum gehoben und ermöglicht das Ausströmen der Atemluft.

  1. Einfluss der Atmung auf den Körper
  2. Atemmuster, Brustwandbewegung und Lungenvolumen können je nach Alter, Geschlecht und Körperposition variieren.
  3. Das Zwerchfell kann im Alter flacher und weniger elastisch werden, was Auswirkungen auf die Stabilität der Lendenwirbelsäule und die Koordination der Gliedmaßen haben kann.
  4. Studien zeigen, dass eine funktionstüchtige Atmung positive Effekte auf Hirnregionen hat, die für Motorik und Muskelkraft zuständig sind.

Hier möchte ich eine dieser Atemübungen, einen Selbsthilfepunkt und eine Faszienrollmassage vorstellen.

Atemübung
Man könnte sagen, dass diese Atemübung eine Variante von Kapalabhati sein könnte.

Setze dich aufrecht auf einen Stuhl und atme zur Vorbereitung dreimal tief ein und aus.

Atme erneut ein und puste alle Luft durch den Mund soweit du kannst aus.

Beuge den Oberkörper vor so weit du kannst. Dadurch stößt du die restliche Luft aus.

Schließe dann sofort deinen Mund und halte dir die Nase zu.

Richte dich zügig wieder gerade auf.

Sauge langsam mit geschlossenem Mund und zugehaltener Nase nach Luft, so als wolltest du einatmen. Solange du genug Sauerstoff hast, kannst du weiter saugen. Bewege dabei deinen Rumpf leicht vor und zurück, um so das Zwerchfell zu trainieren. Spüre die Bewegung des Zwerchfells.

Die erste Einatmung danach ist sehr intensiv und tief.

Danach atme noch dreimal langsam und bewusst tief ein und wieder aus.

(Dabei atmest du durch die Nase ein, zuerst weite deinen Brustkorb, die Atembewegung setzt sich fort, so dass sich dein Bauch nach außen wölbt. Atme durch die Nase aus, ziehe dabei deinen Bauch so weit wie möglich ein und dann lasse den Brustkorb sich wieder senken.)

Auch von dieser Übung gibt es viele Varianten bzw. kann sie schrittweise eingeübt werden, da nicht jeder sofort in der Lage ist das so auszuführen. Genauso ist sie auch noch steigerungsfähig.

Achte auf deinen Körper, dass du keine neuen Verspannungen beim Üben produzierst, z.B. im Nackenbereich z.B. durch zu viel Ehrgeiz. Besser ist es dich langsam heranzutasten und immer wieder achtsam zu beobachten. Nimm dabei auch deine Gefühle wahr. Beim Luft-einsaugen-wollen in der Atemleere entsteht ein ähnliches Gefühl wie beim Ertrinken, allerdings mit dem Unterschied, dass du es selber in der Hand hast, wann du wieder Luft holen kannst. Beachte unbedingt deinen Wohlfühlbereich, sonst könnte ein Gefühl der Todesangst entstehen, was nicht gewünscht ist. Auch Menschen, die schon Todesangst-Erfahrungen gemacht haben, sollten besser erst mal nicht die Nase zu halten, sondern ähnlich wie bei Kapalabhati üben. Aber das wäre im Einzelfall zu klären und anzupassen.

Die Übung kann mehrmals täglich geübt werden, aber jeweils nur einmal. Du kannst sie auch im Stand ausführen. Wenn du zu einem Spaziergang in die Natur gehst, teste mal wie es sich anfühlt, wenn du am Anfang, in der Mitte und am Ende des Spaziergangs diese Übung machst. Es kann sein, dass du vielleicht beim ersten Mal husten musst oder nur einige wenige Ansaugungen ausführen kannst, aber dafür am Ende um so öfter.

Die erste Einatmung nach den Ansaugungen ist sehr tief und kann sich in frischer Waldluft anfühlen wie ein „Eukalyptusbonbon“ bei Husten : )

Achte darauf, wenn du draußen übst, dass die Außenluft nicht zu kalt ist, sonst kann es sehr unangenehm sein.

Osteopressur-Selbsthilfepunkt

Eine weitere Möglichkeit die Atemmuskulatur zu entspannen, bietet dieser spezielle Punkt.

Lege dich in die Rückenlage.

Ertaste den Bereich, an dem deine Rippenbögen zusammenlaufen. Du wirst spüren, dass dieser Bereich sehr empfindlich ist.

Hier wirst du möglicherweise auch eine Knochenspitze ertasten, die vom Brustbein nach unten ragt, den sogenannten Schwertfortsatz. Das ist der zu drückende Bereich.

Falls du keine Knochenspitze hast, drücke in die Winkelseiten.

Nimm dazu deinen Zeigefinger oder Daumen oder verwende einen Korken. Sektkorken aus echtem Kork sind dazu am besten geeignet, weil sie eine gute Rundung haben.

Drücke nun in den ertasteten Bereich.

Drücke leicht nach oben gegen die Knochenkante.

Gehe behutsam vor, da der Bereich sehr empfindlich ist.

Atme entspannt tief ein und aus. Folge deiner Atembewegung, damit du auf dem Punkt bleibst.

Achte darauf, dass der Schmerz spürbar, aber gut auszuhalten ist. Wenn er nachlässt, kannst du den Druck leicht steigern.

Mache das jeweils für etwa 2 Minuten an beiden Winkelseiten.

Faszienrollmassage

Außerdem kannst du den gesamten Bereich deiner Rippenbögen sehr gut mit der kleinen Faszienkugel oder einem Tennisball rollen. Auch das geht am Besten in der Rückenlage mit aufgestellten Füßen.

Beginne wieder am Brustbein erst den einen Rippenbogen mit Druck von unten nach oben gegen die Knochenkante. Rolle in kleinen spiraligen Bewegungen.

Dann rolle die andere Seite.

Spüre nach.

Die Atmung unterstützende Körper-Übungen sind alle Rückbeugen, die die Brustmuskulatur dehnen, und Weite schaffen im gesamten Brustkorb. Besonders effektiv sind Varianten bei denen die Arme 10 – 45 Grad oberhalb der waagerechten seitlich nach oben gehoben werden und dann nach hinten gedehnt.

Wir haben immer die Wahl

Wir sind alle schöpferische Wesen, mit allem ausgestattet, was wir brauchen, um unseren Körper – das Gefährt unserer Seele während unseres irdischen Lebens – gesund, stark und vital zu halten. Die Atmung dient uns als tägliche Erinnerung an unsere Seele und an unsere Verbindung mit dem göttlichen Ursprung. Wenn unsere Atmung ins Ungleichgewicht gerät, ist das ein Zeichen, das wir wahrnehmen und ernst nehmen sollten. Die Aufmerksamkeit sollte darauf gerichtet werden, um die Balance wiederherzustellen. Die Entscheidung, etwas für unsere Gesundheit zu tun, liegt letztlich bei uns. Wir haben immer die Wahl.

Dieser Artikel wurde veröffentlicht in der Fachzeitschrift des BDYoga, dem Berufsverband deutscher Yogalehrenden.

Deutsches Yoga-Forum Heft 02/2024

CORA PIYUSHA WELSCH
ist Yogalehrerin BDY/EYU, Bewegungslehrerin und Schmerzspezialistin nach Liebscher & Bracht, Mediale Beraterin. Sie unterstützt Menschen, frei zu werden von Schmerz und Angst, sowohl auf der körperlichen, als auch der mentalen und energetischen Ebene. Dazu entwickelte sie auch einen speziellen Online-Kurs und gibt Seminare in Michelstadt. www.welsch-yoga.de

Zu der Geschichte in diesem Artikel sowie zu weiteren Geschichten gibt es Videos auf Youtube unter Die.Lichtnetzweberin oder schaue es gleich hier…

Als Brahma die Welt erschuf

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Hast du dir auch schon mal die Frage gestellt, was denn wohl gewesen sein mag bevor die Welt wie wir sie heute kennen gewesen sein mag… und dann noch früher… Was war da bevor die Erde, die Planeten und das gesamte Universum da waren? Gab es da was?
In jeder Kultur gibt es einen eigenen Schöpfungsmythos und alle sind ähnlich, doch jede dieser Geschichten hat ihre eigene ganz spezielle Note. Heute möchte ich dir einen der Schöpfungsmythen aus der altindisch vedischen Kultur neu erzählen. Viel Freude damit….

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